Häufig gestellte Fragen
Hier sind gängige und häufig gestellte Fragen rund um Jugendbarcamps sowie deren Antworten aufgelistet.
Welche Erfahrungen zeigen, dass ein offenes Veranstaltungsformat mit Jugendlichen funktioniert?
Veranstaltungen für und mit Erwachsenen, die als Barcamp organisiert sind, gibt es schon seit einigen Jahren. Für die Arbeit mit Jugendlichen ist das Format vor allem hinsichtlich des methodischen Vorgehens und der Partizipationsmöglichkeiten interessant.
So finden inzwischen vielerlei Jugendveranstaltungen im Barcamp-Format statt, sowohl im außerschulischen als auch im schulischen Bereich.
Beispiele für bereits existierende Jugendbarcamps:
- Beispiele für bereits existierende Jugendbarcamps:
- das Gamescamp vieler medienpädagogischer Institutionen und Initiativen
- das JugendPolitCamp vom ABC Hüll
- die Jugendbarcamps der Jugendtheaterwerkstatt Spandau
- das deutsch-griechische Jugendbarcamp von IJAB
- das EconomyCamp der Joachim Herz Stiftung
Was passiert, wenn die Jugendlichen keine Sessions vorschlagen?
Diese Befürchtung haben viele und es ist nachvollziehbar, da im Vorfeld eines Jugendbarcamps kein Programm feststeht. Ganz besonders, wenn ein Jugendbarcamp das erste Mal durchgeführt wird und es damit keine Möglichkeit gibt, auf Jugendliche, die das Format kennen, zurückzugreifen, ist die Angst, „dass da nichts kommt“, groß.
Hilfreich sind gute Rahmenbedingungen und eine gute Vorbereitung, zum Beispiel, indem
- Jugendliche vorab gut darüber informiert werden, dass sie sich und ihre Themen einbringen können;
- Jugendliche durch einen Vorbereitungsworkshop oder auch durch festgelegte Workshops zu Beginn des Barcamps in den Planungs- und Organisationsprozess eingebunden werden;
- eine angenehme Atmosphäre geschaffen wird, in der sie sich wohlfühlen und in der sie sich trauen, das zu sagen, was sie denken;
- eine sogenannte „Newbie-Session“ vor Beginn des Barcamps angeboten wird, in der das Format für alle Neulinge erläutert wird. Eine solche Session ist sinnvoll, wenn die Einführung bei der Begrüßung weggelassen wird, da die meisten Teilnehmenden mit dem Format vertraut sind (vgl. Muuß-Merholz 2019, Barcamps & Co., S. 51).
- Eine Newbie-Session kann auch am Abend vorher als Auftakt durchgeführt werden;
- zu Beginn die Planung zunächst für zwei Session-Runden gemacht wird und danach eine neue Planungsrunde stattfindet. Auf diese Weise werden die Jugendlichen langsam an das für sie unbekannte Format herangeführt und haben die Möglichkeit, sich am Anfang „die Sache anzusehen“, um sich langsam zu trauen, selbst etwas anzubieten;
- die Joker (Menschen mit einer bestimmten Expertise) Mut machen, eine Session mit ihrer Unterstützung bzw. mit ihnen gemeinsam anzubieten.
Was passiert, wenn jemand eine Session vorschlägt und niemand meldet Interesse an?
Das passiert im Allgemeinen sehr selten. Sollte es dennoch vorkommen, kann es für die Person möglicherweise unangenehm sein. Deswegen kann vorgeschlagen werden, in den Pausen für Gespräche zum vorgeschlagenen Thema zur Verfügung zu stehen.
Die anderen Teilnehmenden werden dann ermutigt, den direkten Kontakt zu suchen (vgl. Muuß-Merholz 2019, Barcamps & Co., S.139). Wenn allerdings auch nur eine weitere Person Interesse an der Session anmeldet, findet die Session statt und wird in den Sessionplan übertragen.
Was passiert, wenn zu viele Sessions vorgeschlagen werden bzw. zu wenig Räume vorhanden sind?
In diesem Fall können neue Räume geöffnet und in der Sessionplanung ergänzt werden. Auch ein Stehtisch oder eine Zimmerecke kann einen Raum darstellen. Außerdem können Sessions auch nach draußen verlegt werden. Um die Raumanzahl im Voraus zu planen, muss sich über drei Aspekte Gedanken gemacht werden:
- Wie viele Zeitslots können angeboten werden?
- Von wie vielen Personen werden Session-Vorschläge erwartet (jede*r oder jede*r fünfte etc.)?
- Was bedeutet das für die Raumanzahl?
- Werden diese drei Aspekte in ein Verhältnis gesetzt, können benötigte Räume kalkuliert werden (vgl. Muuß-Merholz 2019, Barcamps & Co., S.64f.).
Beispielrechnung:
Das Jugendbarcamp geht einen Tag lang, 5 Session-Slots sind möglich. Es werden 30 Teilnehmende erwartet. Das Thema stößt auf große Begeisterung, also wird jede*r zweite eine Session anbieten wollen. Das bedeutet:
15 Session-Vorschläge : 5 Session-Slots = 3 Räume.
Eine weitere Variante ist, die Sessions zu ähnlichen Themen schon während der Planung zusammenzulegen. Dies setzt allerdings ein gutes Gespür der Moderation und des Planungsteams voraus, da sich Vorschläge mitunter ähnlich anhören, aber vielleicht ein anderes Ziel verfolgen.
Es ist wichtig, beide Sessiongeber*innen zu fragen, ob sie damit einverstanden sind. Oft passiert es auch, dass sich Teilnehmende, die ihre Idee noch nicht vorgestellt, aber einen ähnlichen Vorschlag von anderen schon gehört haben, diesen Sessions anschließen.
Was ist zu tun, wenn in den Sessions etwas gemacht wird, das nichts mit dem Thema zu tun hat?
Grundsätzlich ist es nicht schlimm, wenn vom ursprünglichen Thema der Session abgewichen wird. Im Grunde ist alles, was die Jugendlichen besprechen, Teil ihres Barcamps und ihrer Session.
Sie bestimmen, wie die Zeit ausgestaltet wird. Dadurch, dass die Anregung gegeben wird, jede Session zu dokumentieren, wird den Sessions eine gewisse Struktur und Orientierung gegeben, etwas zu machen.
Zusätzlich können immer auch Betreuer*innen Unterstützung sowie Anregungen geben, die zum Thema zurückführen.
Wenn eine Session keinen Gesprächsstoff mehr bietet, wird sie beendet und die Teilnehmenden setzen sich in andere Sessions oder halten sich im Plenum auf und warten auf den nächsten Slot.
Gibt es auch Dinge, die bei einem Jugendbarcamp gar nicht gehen?
Eigentlich nicht. Es gibt zwar Regeln, die befolgt werden sollten, damit das Barcamp reibungslos abläuft, ansonsten spiegelt sich die Offenheit des Formates auch in der Freiheit der Regeln wider.
Trotzdem können in der Einführung zu Beginn der Veranstaltung gemeinsam Dos and Don‘ts für das Barcamp besprochen werden, zum Beispiel dass die Session-Themen im weitesten Sinn etwas mit dem Oberthema des Jugendbarcamps zu tun haben sollten, dass die Sessions pünktlich nach 45 Minuten enden oder dass Sessions auch vor Ende verlassen werden dürfen, wenn sie nicht mehr interessant sind. Es gibt keinen Zwang zu bleiben. Außerdem sollte deutlich gemacht werden, dass es okay ist, wenn man nur eine Frage und keinen Input hat.
Der respektvolle Umgang miteinander und die Begegnung auf Augenhöhe sind das Wichtigste.
Dieser Text entstammt dem Leitfaden “Jugendbarcamp – Leitfaden für ein offenes Veranstaltungsformat” und ist lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung bitte wie folgt: “Häufig gestellte Fragen“ von IJAB e.V., Lizenz: CC BY 4.0, leichte textliche Anpassungen und Umformulierungen von jugendbarcamps.de.